Archiv für den Monat: Juni 2023

Bundeslehrgang zum Heki-Taihai am 06. und 07.05. 2023 in Erlangen

Durchführung: Dagmar und Thomas Baer (Berlin)

Unter der Leitung von Thomas und Dagmar Baer fand am 06. und 07.05.2023 ein Bundeslehrgang mit 24 Teilnehmer:innen zum Thema „Taihai-Formen der Heki Ryu Insai Ha“ statt. Dagmar und Thomas gliederten die Lehrgangsinhalte in Phasen der umfangreichen Theorievermittlung (Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Heki-Taihai und des ANKF Sharei, Herkunft und historische Entwicklung des Heki-Taihai und Hadanugi/Hadaire einschließlich Tasuki Sabaki), sowie in Phasen der praktischen Durchführung der verschiedenen Formen des Taihai (in jeweils festen Tachis).

In zwei theoretischen Blöcken zeigte Thomas dabei eingehend die historischen Entwicklung und die Bedeutung des Taihais auf – besonders auch für heutige Schütz:innen der Heki Ryu Insai Ha. Dagmar und Thomas legten dabei Wert darauf, immer wieder zu verdeutlichen, dass das Mitte des 17ten Jahrhunderts entstandene Taihai der Heki Ryu in der heute ausgeführten Form sowohl tradierte Aspekte älterer Schulen (besonders das von der Ogasawara Ryu übermittelte Bewegungswissen) enthält, aber auch Bewegungsabläufe die sich originär aus dem Kriegsschießen ableiten lassen. Das Heki-Taihai, welches wir heute durchführen, wird nach Thomas und Dagmar dabei besonders durch 3 Aspekte charakterisiert:

  • es gibt genau nur eine korrekte und vollständige Form des Taihai (Zeremonieform), die
  • in Abhängigkeit von Ort und Epoche dabei variieren kann und unabhängig davon
  • obligatorische Inhalte beinhaltet,

die laut Thomas „unverhandelbar“ sind – d.h. nicht beliebig verändert werden dürfen (u.a. Bewegungen werden aus der Körpermitte initiiert; alle Bewegungsphasen besitzen ein eigenes Zanshin; die Blickführung richtet sich auf das, was getan wird; Atmung und Bewegung sind dabei koordiniert; ein zeitliches und räumliches Miteinander innerhalb des Tachis wird angestrebt und alle Kyudoka – abhängig von der Erfahrung – verwirklichen eine „spür-“ und sichtbare Haltung, die von Selbstbewusstsein, Achtsamkeit und der Bereitschaft immer das bestmögliche Kydo zu verwirklichen, geprägt ist). Abgerundet werden die Theorieeinheiten durch die Diskussion, dass sich westliche Kyudoka vergegenwärtigen sollten, dass sie versuchen, Inhalte einer für sie fremden Kultur, der japanischen, zu übernehmen und hierfür die intensive Beschäftigung mit dieser (auch über das Kyudo hinaus) und das sich „darauf Einlassen“ (so Thomas) notwendig sind.

Die von Dagmar und Thomas mit großem didaktischen Geschick und einer angemessenen Portion Humor geleiteten praktischen Übungen zur Durchführung der verschiedenen Formen des Taihai der Heki Ryu forderten von allen Teilnehmer:innen ein gerüttelt Maß an Übungsmotivation und Durchhaltevermögen (so erwies sich z.B. der Kimono immer wieder als widerspenstig, bevor er korrekt für den Abschuss oder für das abschließende Yu hergerichtet werden konnte). Die ruhige, motivierende und inspirierende Art von Dagmar und Thomas sorgte dafür, dass alle Teilnehmer:innen – unabhängig von der jeweiligen individuellen Erfahrung – „mitgenommen“ wurden und dass der Kurs trotz der intensiven und dichten Inhalte von einer positiven und entspannten Lernatmosphäre geprägt wurde. Diese Einschätzung spiegelte sich auch in dem Wunsch aller teilnehmenden Kyudoka nach der Durchführung eines Aufbaulehrganges wider.

Vor dem obligatorischen Gruppenphoto wurde dem veranstaltenden Erlanger Dojo (und allen im Hintergrund helfenden Personen, ohne die der Lehrgang sicher nicht so positiv verlaufen wäre) gedankt. Darüber hinaus erging ein besonderer Dank an Stephan Weller, der sich verantwortlich für die Lehrgangsorganisation zeigte.

Andreas Frenzel

Fotos: Stefan Brendel, Stephan Weller

Deutsche Meisterschaften in Bonn

Am 24. und 25 Juni 2023 wurden in Bonn die deutschen Meisterschaften ausgetragen. Los ging es im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Paukenschlag. Noch vor dem Angrüßen heizte eine Taiko-Gruppe mit drei temperamentvollen und durchdringenden Stücken kräftig ein. Und die Temperatur spielte das ganze Wochenende über eine wichtige Rolle. Während draußen die Sonne schien und das Thermometer auf um die 30°C klettern ließ, stieg die Temperatur in der Halle noch ein paar Grad höher. Da war der Fächer, den jeder Teilnehmer bei der Anmeldung überreicht bekam, ein beliebtes und viel genutztes Accessoire.

Nach der Begrüßung durch DKyuB-Vorstandsmitglied Manfred Riemer, die Bonner Bürgermeisterin Gabi Mayer und Christian Hennevogl (Präsident in NRW und Ausrichter) und einem Yawatashi von Shige Kameo (mit Thomas Baer und Beate Dorst-Lehmann) ging es mit der 36. Sempai-Meisterschaft los. Von den 12 Startern konnten sich 4 Schützen für die Endrunde qualifizieren (Voraussetzung: mindestens 2 Treffer bei 4 Pfeilen). Im Finale wurden weitere 8 Pfeile geschossen. Mit 6 Treffern landete Reinhard Kollotzek (NRW) auf Platz 3. Um den Sieg gab es noch ein spannendes Stechen zwischen Klaus Giebel (Schleswig-Holstein) und Shige Kameo (NRW). Im Izume hatten beide immer das gleiche Trefferergebnis. Anfangs trafen beiden, später verfehlten beide das Mato. Nach zahlreichen Runden hat die Wettkampfleitung entschieden, dass der Titel im Enkin-Verfahren durchgeführt wird. Hier konnte sich dann Shige durchsetzen. Aus Bayern gab es keine Starter für die Sempai-Meisterschaft.

Mit deutlicher Verspätung ging es dann mit der 45. Einzelmeisterschaft weiter. Von den 28 Startern kamen 4 aus Bayern. Zunächst wurden vor zwei Gremien jeweils zwei Pfeile vorgeschossen, bei denen der Stil bewertet wurde. Mit klarem Vorsprung ging der Stilpreis verdient an Thomas Stier aus Berlin. Neben ihm qualifizierten sich 15 weitere Schützen fürs
Finale, darunter Martin Lenz und Stefan Brendel. Weiter ging es im Tournament. Das heißt, dass Paarweise gegeneinander geschossen wurde, der bessere Schütze, ggf. nach Enkin, kam dann in die nächste Runde. Hierbei konnte sich Stefan Brendel bis auf den 3. Platz durchkämpfen. Im rein weiblichen Finale konnte sich dann Lara Wessendorf (Hamburg) gegen Nadine Emmer (Sachsen) behaupten.

Abgeschlossen wurde der Tag mit den Siegerehrungen der beiden Meisterschaften. Neben einer Urkunde bekamen die Gewinner auch noch einen wunderschönen Anhänger in Form einer traditionellen Pfeilspitze (Yanone vom Typ Hinare).

Am Sonntag stand dann die 45. Mannschaftmeisterschaft auf dem Programm. Die bayerische Mannschaft setzte sich zusammen aus Martin Lenz, Uwe Wunder, Horst Riechers und Oliver Pamperin. Während sie bei der diesjährigen bayerischen Meisterschaft eine sehr hohe Trefferquote hatten, fanden in Bonn leider nur wenige Pfeile ihren Weg ins Ziel. Deshalb hatte Bayern bei den Top-Platzierungen nicht mitzureden. Der Titel ging ganz klar an die Mannschaft aus Baden Württemberg (Michael Rees, Fritz Klein, Joachim Rothermund, Bernhard Weller), die sich mit 35/48 Treffern souverän den Titel holten. Silber ging an die Mannschaft aus Berlin, die eine Trefferquote von genau 50% hatten. Mit 21/48 Treffern holte sich die Mannschaft aus NRW den 3. Platz.

Herzlichen Glückwunsch allen erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Ein Dank geht an die Wettkampfleitung Dagmar Baer und alle Wertungs- und Kampfrichter, die für einen nahezu reibungslosen Ablauf sorgten.

Aber ohne die zahlreichen Helfer aus unterschiedlichen Vereinen in NRW wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich gewesen. Vom Check-In, übers Buffet bis hin zu den vielen Helfern im Ablauf der Wettkämpfe, konnte man sich in Bonn sehr wohl fühlen. Besonders möchte ich noch Caro Schaupp hervorheben, die als Wettkampfkoordinatorin sowohl im Vorfeld als auch vor Ort sehr viel Zeit und Herzblut investiert hat. Unterstützt wurde sie hier wieder hervorragend von Andreas Naumann, der sich um die Technik gekümmert hat.

Stefan Brendel

Ehrungen für John Bush und Jeff Humm

Bereits bei der DKyuB Mitgliederversammlung 2019 wurde verkündet, dass
John C. Bush für sein langjähriges Engagement als Lehrer (nicht nur) für
die Shomen-Schützen in Deutschland geehrt werden soll. Über Jahrzehnte
kam John für Technik- und Taihai-Lehrgänge nach Deutschland und lud auch
jährlich zum Sommer-Workshop nach London ein. Durch Corona gab es in den
letzten Jahren leider keine Treffen. Da Wert darauf gelegt wurde, die
Ehrung persönlich vorzunehmen, verzögerte sich die Übergabe.

Dieses Jahr fand nun endlich wieder ein Workshop in London statt. In
diesem Rahmen wurde John die Ehrennadel in Silber feierlich überreicht.
John freute sich sehr über die Auszeichnung und bedankte sich herzlich
für die Anerkennung.

Außerdem wurde Jeff Humm im Namen des KyuVB mit der bronzene Ehrennadel des BJV, unseres Dachverbandes in Bayern (Bayer. Judo Verband) ausgezeichnet.

Beide haben über Jahrzehnte hinweg unter anderem in Deutschland in Seminaren intensive, stilübergreifende Ausbildungsarbeit geleistet.

Stefan Brendel, Ulrich Grußendorf