Archiv für den Monat: November 2025

17. Deutsche Meisterschaft der Kyu-Grade in Hamburg

Am 25. und 26. Oktober 2025 fand im Alster-Dōjō in Hamburg die 17. Deutsche Meisterschaft der Kyu-Grade statt. Draußen herrschte echtes Hamburger „Schietwetter“ – kalt, windig und regnerisch. Im Dōjō war es dagegen angenehm warm, jedenfalls solange die Fenster geschlossen blieben. Das Kampfrichterteam stellten Marion Moritz und Gabriele Schwark, die Wertungsrichter und Mini-Seminar-Leitungen waren Feliks Hoff, Connie Brandl-Hoff und Sorin Jurma.

Nach Auslosung der Startreihenfolge der 22 Teilnehmer aus 6 Bundesländern, darunter Max Griesmann vom SC Pöcking-Possenhofen für Bayern, begann der erste Wettkampftag mit zwei Einschusspfeilen, um sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Zur Einstimmung durften die Teilnehmer im Anschluss Feliks Hoff als Ite beim Yawatashi beobachten. Unterstützt wurde Feliks dabei von den Kaizoe Sorin Jurma und Marion Moritz. Danach ging es dann ohne Umschweife mit der Vorrunde und damit der Stilwertung los, die im shinsa no maai geschossen wurde. Jeder Schütze durfte zwei Durchgänge mit jeweils zwei Pfeilen absolvieren. Treffer gingen dabei in die Trefferwertung der Endrunde ein.

Am Abend schloss sich ein erstes Mini-Seminar zur Taihai-Optimierung an. In drei Gruppen, geleitet von Feliks Hoff, Connie Brandl-Hoff und Sorin Jurma, wurde an der Präzision und Ausgewogenheit der Bewegungsabläufe gearbeitet. Themen waren unter anderem die Gewichtsverlagerung beim Absetzen in Kiza und beim Aufstehen, der Takt beim Betreten und Gehen im Dōjō im Tachi sowie die korrekte Ausführung von Toriyumi. Die konzentrierte, aber freundliche Atmosphäre ermöglichte es allen Teilnehmern, wertvolle Impulse für ihr eigenes Training mitzunehmen.

Der zweite Wettkampftag begann um 9:30 Uhr – dank der Zeitumstellung mit einer Stunde zusätzlichem Schlaf. Nach dem gemeinsamen Hairei begann unmittelbar die Endrunde, die diesmal im kyōgi no maai (Rissha) ausgetragen wurde. Geschossen wurde in drei Durchgängen zu jeweils vier Pfeilen. Obwohl nicht die ganze Front, sondern nur die Fenster zum Durchschießen geöffnet wurden, drang die frische, aber sehr kühle morgendliche Herbstluft schnell ins Dojo, was an der Shai für klamme Finger, zitternde Beine und zusätzliche Herausforderung sorgte.

Nach Abschluss des Wettkampfes folgte ein weiteres Mini-Seminar zur Schießtechnik-Optimierung, das in denselben Gruppen und mit denselben Übungsleitern wie am Vortag durchgeführt wurde. Der Schwerpunkt lag auf der korrekten Kräfteverteilung beim Hikiwake und Yugamae. Die Hassetsu wurden dazu rückwärts durchlaufen, um zu verdeutlichen, was mit jedem vorhergehenden Schritt für den folgenden erreicht werden soll und damit wie die einzelnen Phasen des Schießablaufs aufeinander aufbauen. Anschließend wurde das Gelernte praktisch umgesetzt: Zunächst durfte jeder Teilnehmer vor den Übungsleitern vorschießen, um individuelle Korrekturen zu erhalten. Der wartende Schütze dahinter achtete dann bei den folgenden Pfeilen auf die korrekte Ausführung der Verbesserungen. Feliks Hoff fasste den Weg zum Verständnis und zur Verinnerlichung von Technik und Taihai mit „drei Grundprinzipien” zusammen: „Üben, üben – und noch mehr üben.“

Bevor die Siegerehrung begann, fand eine gemeinsame Feedback-Runde statt, in der alle Teilnehmer zu Wort kamen. Das Echo war durchweg positiv. Besonders gelobt wurde die Kombination aus Wettkampf und Seminar. Als kleiner Kritikpunkt wurde die Aufteilung der Endrunde auf zwei Dōjōs genannt, die den Ablauf etwas hektisch wirken ließ und es erschwerte, den anderen Schützen zuzusehen und mitzufiebern. Der Grund – Zeitersparnis – wurde jedoch allgemein als nachvollziehbar angesehen. Unterschiedliche Meinungen gab es zur Frage, ob die Seminare künftig vor oder nach dem Wettkampf stattfinden sollten.

Die Veranstaltung endete mit der Siegerehrung, bei der die besten Schützinnen und Schützen ausgezeichnet und zum Kaderseminar nach Karlsruhe Ende November eingeladen wurden. Max Griesmann aus Bayern belegte im Stil Platz 6 mit 46,7 Punkten, in der Trefferwertung landete er im Mittelfeld auf Platz 12. Trotz des norddeutschen Herbstwetters war die Deutsche Meisterschaft der Kyu-Grade 2025 geprägt von einer warmen und kollegialen Atmosphäre, in der sich Wettkampfgeist und Lernbereitschaft auf ideale Weise verbanden – ein rundum gelungenes Wochenende. Ein großes und herzliches Dankeschön an alle HelferInnen, OrganisatorInnen und KamprichterInnen für die gelungene Austragung der Veranstaltung.

Die Gewinner der 17. Deutschen Kyudo-Meisterschaft im Überblick:

Stilwertung:

  1. Pia Schwitters, Baden-Württemberg 53,0 Punkte
  2. Leonardus Tri Jaya, Hamburg 50,3 Punkte
  3. Dominik Grau, Baden-Württemberg 47,7 Punkte

Trefferwertung:

  1. Tom Falke, Sachsen 10/16 Treffer
  2. Walter Beloded, Baden-Württemberg 9/16 Treffer (nach Enkin)
  3. Oliver Neimeyer, Berlin 9/16 Treffer (nach Enkin)

Text: Max Griesmann
Bilder: Connie Brandl-Hoff