Archiv der Kategorie: Bundeslehrgänge

Lehrgang in Berlin

Am 26/27.9.20 fand in Berlin ein Individual-Korrekturlehrgang statt unter der Leitung von Dagmar Baer und Sorin Jurma. Endlich nimmt das Kyudoleben nach dem Corona-Stillstand wieder Fahrt auf. Der Lehrgang fand in einer neuen, schönen, großen Halle im Norden von Berlin, am Stadtrand statt.

Thema war: „Jiman“, von Dagmar in einem kurzen Vortrag vorgestellt, sehr anschaulich und prägnant. Es ging darum, wie man die 3 Elemente , Geist, Bewusstsein,
psych. Energie mit , richtiger Schießtechnik undKörper(beherrschung) mit gleicher Vollendung verbindet, damit ein korrekter Schuss und Treffer entstehen kann.

Unter intensiver Einzelbetreuung konnten dann die Teilnehmer (13) an 10 Mato für sich ungestört üben. Wann hat man das schon einmal? Zum Schluss brachte Sorin noch einen Schub in die Atmosphäre, indem die Teilnehmer aufgefordert wurden, rein mental einen Schuss im TaiHai komplett durchzuführen, nach Möglichkeit ohne Konzentrationsabriss. Nach Ende der Übung sollten wir sagen, ob wir getroffen hätten. Meines Wissens hat kein Teilnehmer das bejaht.

Perfekt, reibungslos organisiert, kann man Individual-Korrekturlehrgänge dieser Art wirklich nur empfehlen, vor allen Dingen für Trainer und Traineranwärter.

Ulrich Grußendorf, Bilder: Simon Grunert

Frühjahrsseminar mit Kurosu Sensei

Nach einigen Jahren Pause besuchte Kursou Sensei in diesem Frühjahr wieder einmal Deutschland. Geplant waren zwei Seminare in Aachen und Hamburg. Schon wenige Stunden nach der Verteilung der Ausschreibungen waren beide Seminare ausgebucht und die Wartelisten füllten sich.

Aufgrund der Corona-Krise meldeten sich kurzfristig immer mehr Teilnehmer ab, so dass viele Nachrücker die Möglichkeit hatten, an dem dreitägigen Seminar in Aachen teilzunehmen. In seiner Begrüßung ging Kurosu auch auf Corona ein. Durch den Klang unserer Sehnen sollen wir die bösen Geister vertreiben (meigen).

Am ersten Tag bekam jeder Teilnehmer eine individuelle Korrektur von Kurosu Sensei. Jeder konnte in den folgenden Tagen intensiv an der Umsetzung der Hinweise arbeiten und bekam am dritten Seminartag nochmal eine abschließende Rückmeldung.

Der Theorieteil, der auf mehrere Blöcke am Samstag und Sonntag aufgeteilt wurde, beschäftigte sich mit den Hika der Heki-ryu. Ausführlich wurde auf die 12 Gedichte eingegangen. Unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten und Lesarten wurden besprochen, Verbindungen zum Mokuroku hergestellt und immer wieder auf die drei wichtigsten Themen hingewiesen: shuitsu muteki, jiman, momiji gasane. Abgeschlossen wurde der Theorieteil mit einer offenen Fragerunde am Sonntag.

Da sich die Situation in der weltweiten Corona-Krise immer weiter verschlimmerte und durch die angekündigte Regierungserklärung von Premierminister Abe (es wurde erwartet, dass es strengere Einreisbestimmungen für Japan geben wird), wollte Kurosu Sensei seine Deutschlandreise vorzeitig abbrechen. Nachdem Karin und Manfred stundelang in der Warteschleife der Hotline der Fluggesellschaft hingen (Danke für Eure Geduld!) konnte für Sonntag Abend ein Direktflug von Frankfurt nach Tokyo gebucht werden. Das Aachener Seminar musste etwas früher beendet und die Veranstaltung in Hamburg komplett abgesagt werden. Kurosu Sensei ist wieder gut zu Hause in Sendai angekommen, ohne in Quarantäne zu müssen.

Ein herzliches Dankeschön am Manfred Speidel, der auf gewohnt souveräne Art und Weise die Theorie-Teile und die individuellen Korrekturen übersetzt hat. Ebenso gilt der Dank dem Aachener Verein (allen voran Ulla, Helgard und Matthias), die für einen herzlichen Empfang und einen reibungslosen Ablauf sorgten. Zuletzt geht der Dank auch an Manfred Riemer, der die Reise plante und Kurosu Sensei während seines Aufenthalts begleitete.

Stefan Brendel

Kadertraining mit Sichtung für Neubewerber in Erlangen

Die Kyudo-Abteilung des Turnerbundes 1888 Erlangen durfte das letzte DKyuB-Kadertraining für dieses Jahr ausrichten. Neben den aktuellen Kadermitgliedern waren auch Interessenten zur Sichtung eingeladen. So kamen neben den beiden Trainern Sven und Sorin 13 Kaderschützen und drei Neubewerber nach Franken.

Nach einer Vorstellungsrunde, bei der auch jeder von seinen aktuellen Trainingsaufgaben berichtete, führten die Trainer mit den Interessenten ein kleines Vorstellungsgespräch, bei dem
deren Motivation abgefragt wurde. Nach einem 4-Pfeile Wettkampf bekamen alle Teilnehmer Rückmeldung und Korrekturhinweise von Sven und Sorin. An diesen Themen wurde dann in Partnerübungen das ganze Wochenende intensiv gearbeitet. Inhaltlich wurde der Tag mit einem Vortrag von Sven abgerundet. Anschließend ging es ins Vereinsheim, wo man den Tag bei
leckerer fränkischer Küche und interessanten Gesprächen ausklingen ließ.

Am zweiten Tag wurden an den Themen des Vortages weitergearbeitet. Nach einem Izume-Wettkampf setzten sich dann alle Teilnehmer zusammen, um über das Kader-Trainingskonzept zur diskutieren.

Die drei Interessenten wurden in den Kader aufgenommen. Herzlich Willkommen!

Vielen Dank an Sven und Sorin für ihren kontinuierlichen Einsatz als Kader-Trainer. Und an die Helfer aus Erlangen ein dickes Lob, die nicht nur am Buffet für angehnehme Rahmenbedingungen gesorgt haben.

Stefan Brendel

Gruppenbild

Bundeslehrgang Shomen, 18. /19. 5. in Neuburg/ Donau

mit Lilo Reinhardt und Shigeyasu Kameo; Rudolf Stöppler, Kamera

Ausgeschrieben für Matoschützen bis 2. Dan und Trainer und Traineranwärter.

An einem wunderschönen Frühlingswochenende trafen sich 14 Matoschützen und 10 Trainer bzw. Traineranwärter zu gemeinsamem Tun, sprich: „Hikiwake“ war das Thema des Lehrgangs.

Nach der Eröffnung durch ein Yawatashi von Lilo ging es zur Sache: Nach einem kurzen Vortrag von Lilo zum Thema wurden dann Gruppen gebildet, je 2 Trainer bekamen 4 bzw. 3 übrige Teilnehmer zur Korrektur zugewiesen unter der Supervision von Lilo und Shige.

Sowohl für die zu korrigierenden Schützen als auch die Trainer keine ganz leichte Aufgabe, sich abzusprechen und zu koordinieren, um die Schützen nicht mit zu vielen Aufgaben oder sogar gegensätzlichen Ansätzen zu verwirren oder zu überfordern. Damit das Ganze für beide Seiten erfolgreich wurde, war eine Menge Lernfähigkeit in Bezug auf Interaktion gefordert.

Shige konnte mit seinem umfassenden Wissen so manchen neuen Aspekt aufzeigen und die „Mysterien“ des Daisan etwas erhellen.

Abwechslung gab es dann, als die Trainer Shareiformen für sich üben konnten unter Supervision von Shige, und die übrigen Teilnehmer dann mit Lilo Zeit bekamen, an ihren Aufgaben für sich zu arbeiten.

Der Sonntag wurde mit einem Yawatashi von Shige eröffnet, es gab noch einmal Gruppenarbeit, aber dann auch freies Schießen für alle mit Korrekturen durch Lilo und Shige.

Für mich persönlich überraschend war, dass in der Feedbackrunde die zu korrigierenden Teilnehmer fast alle die Arbeit mit so vielen Trainern und Traineranwärtern positiv empfanden. Also war man doch in den 2 Tagen gut zusammen gekommen. Die exzellente Kameraführung von Rudolf tat ein Übriges dazu!

Text: Ulrich Grußendorf, Bilder: Rudolf Stöppler, Stefan Brendel

Bundeslehrgang zur Vorbereitung auf Dan-Prüfungen 2019

(1.-3.5.19, Frankfurt)

Eigentlich war die Sportschule in Frankfurt reserviert für einen Heki-Lehrgang mit Mori-sensei. Der aber wurde abgesagt, und so entstand glücklicherweise aus der Reservierung ein stilübergreifender Bundeslehrgang für die kommenden Dan-Prüfungen. 2 kompetente Lehrer, Shigeyasu Kameo und Sven Zimmermann sind eingesprungen, die ihre Erfahrung und Wissen an uns 40 Teilnehmer aus ganz Deutschland versucht haben, weiterzugeben.

In 2 Shajo wurde nach den neuen, von der ANKF definierten Prüfungsbeschreibungen, gearbeitet.

Mir ging so manches Licht neu auf, was Dynamik und Energieführung der TaiHai-Bewegungen und der Hassetsu in der tatsächlichen Ausführung bedeutet. Gehört hat man vieles schon einmal, es aber im Tun auf den Punkt zu bringen, dafür fehlt häufig der Fokus.

Shige hat dann in einem Extra-Block den Begriff „Kiryoku“ uns anschaulich erläutert und mit Stimmlauten die Energieführung von „Tsumeai“ bis „Zanshin“ üben lassen. Mit „Kiai“ habe ich schon häufig im Training geschossen, aber diese „Stimmführung“ ins Zanshin war noch von ganz anderer Qualität.

Sehr positiv war für uns auch, dass nach dem Abendessen noch einmal 1 1/2 Std. Zeit war, persönlich in der Halle das Gelernte oder Gehörte nachzuarbeiten. Die kurzen Wege in der Sportschule zwischen Schlafen , Essen und Schießen machten zusätzlich diesen Lehrgang sehr effektiv. Einhellig war die Meinung, das unbedingt zur Tradition werden zu lassen.

Ulrich Grußendorf

Schulübergreifende Trainerfortbildung in Düsseldorf

Anfang April wurde die Lehrgangsserie mit Connie und Shige fortgesetzt. Der Teilnehmerkreis konzentrierte sich auf Schützen ab 3. Dan und erfahrene Kimono-Träger. In der kleinen Gruppe (16 Personen folgten der Einladung nach Düsseldorf) wurde sehr intensiv gearbeitet. Schwerpunkt des ersten Tages war das Mochi Mato Sharei. In 4er-Gruppen wurde die Form geübt. Die zuschauenden Teilnehmer erhielten jeweils einen Beobachtungsauftrag. Von Gruppe zu Gruppe konnte erkannt werden, wie sich die Schützen auf immer mehr Details konzentrierten und so ihrer persönlichen Präsenz aber auch die Harmonie innerhalb der Gruppe steigerten.

Am zweiten Lehrgangtag stand das Yawatashi mit Ite und zwei Kaizoe auf dem Programm. Von Shige wurde ausführlich erklärt, welche Synchronisationspunkte es zwischen den drei Darstellern gibt. Mit welchselnden Rollen wurde das dann in Guppenarbeit geübt und später in
zwei shajo parallel durchgeführt.

Mit Connie und Shige wurde wieder ein sehr breites Spektrum abgedeckt: Mann und Frau, Shomen und Shamen, Zassha und Rissha, japanisch und deutsch. Entsprechend gab es in der Feedback-Runde positive Rückmeldungen. Besonders die Vorbildfunktion der beiden beim Vorschießen wurde gelobt. Auch das Üben mit fortgeschrittenen Kyudoka in einer kleinen Gruppe wurde als sehr gewinnbringend empfunden. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit.

Auch dem Düsseldorfer Kyudo Verein herzlichen Dank für die Gastfreundschaft.

Stefan Brendel

Kadertraining Karlsruhe

Alle zwei Jahre finden Kyudo-Europameisterschaften statt. Nachdem 2017 Deutschland Gastgeber war, lädt nun die Assocazione Italiana Per Il Kyudo zur 15. Veranstaltung dieser Art ein. Austragungsort ist Cornaredo in der Nähe von Mailand. Auch Deutschland schickt Anfang Juni wieder zwei Mannschaften ins Rennen. In Karlsruhe, beim ersten Kader-Training in diesem Jahr, wurden die deutschen Starter bekanntgegeben. Nadine (Turbine Dresden), Tanja (Kyudo Bad Dürkheim), Dominik (TiB), Manfred (Kyudojo Lübeck), Tobias (Kyudojo Frankfurt am Main), Boris (Kyudo-Dojo Berlin), Stephan (Budoclub Karlsruhe) und Thomas (SG Bergmann Borsig) werden versuchen, auch dieses Jahr wieder ein schwarz-rot-goldenes Bändchen an den Wanderpokal zu knoten. Wir wünschen noch eine gute Vorbereitung und viel Erfolg in Italien.

Stefan Brendel

Seishin Seisha

Am 27./28.10.2018 fand in Erlangen ein Bundeslehrgang zur Individualkorrektur statt, oder mit vollständigem Titel: „Seishin Seisha – von der (langfristigen) Korrekturabsicht über die Änderung der Einstellung / der Bewegungsbilder (Images) zur aktiven und selbstgesteuerten Umsetzung der Korrektur – bis hin zur Durchbrechung alter Bewegungsmuster“. Ein Lehrgang mit dem selben Titel fand bereits im Februar in Göttingen statt, der zweite Teil fand nun in Erlangen statt, um den süddeutschen Raum abzudecken. Einige Teilnehmer waren aber auch bei beiden Lehrgängen.

Als Lehrer waren die beiden B-Trainer Connie Brandl-Hoff aus Hamburg und Sven Zimmermann aus Bonn angereist. Die beiden eröffneten den Lehrgang am Samstag mit einem Yawatashi im Stil der Heki-Ryu.

Obwohl der Lehrgang hauptsächlich für Trainer ausgeschrieben war, stand hier die Individualkorrektur der einzelnen Schützen im Vordergrund; jeder Schütze sollte die Gelegenheit haben, selbst zu schießen und dabei – wie sich im Titel schon andeutet – eigene (schlechte) Angewohnheiten durchbrechen. Gemäß dieses Schwerpunkts wurde auf lange Theorieblöcke verzichtet, die meiste Zeit wurde mit Schießen verbracht. Neben der Korrektur der einzelnen Schützen wurden dabei auch einige unkonventionelle Hilfsmittel angewendet, um den normalen Kyudo-Trott zu durchbrechen. So wurde etwa auf Weichbodenmatten geschossen, um das Gefühl für das Ashibumi zu verändern. Mit dem selben Ziel wurde auch ein sehr enges und anschließend ein sehr weites Ashibumi verwendet. Auch wurde zum Teil mit Gomu-Yumi trainiert (und korrigiert!) was bei anderen Lehrgängen sicher eher die Ausnahme ist.

Am Sonntag zeigten Connie und Sven dann auch eine Vorführung mit Gomu-Yumi, um klarzumachen, das eine saubere Form im Kyudo eben auch ohne Bogen klar zu sehen sein kann. Auch an diesem Tag stand das eigene Schießen im Vordergrund, es wurde aber auch in einer kleinen Theorieeinheit von Sven über den Titel des Lehrgangs „Seishin Seisha“ referiert.

In einer Abschlußrunde hatte schließlich jeder der etwa 20 Teilnehmer die Gelegenheit, sich zum Lehrgang zu äußern. Nach Meinung des Großteils der Teilnehmer hätte man diesen Lehrgang auch durchaus länger als zwei Tage veranstalten können. Aber trotz der relative kurzen Dauer von zwei Tagen gelang es sicher zumindest bei einem Teil der Schützen, die alten Gewohnheiten zu durchbrechen, und eine in vielen Jahren des Trainings eingeübte aber nicht ganz korrekte Form zu verändern. Vielen Dank dafür an die beiden Lehrer!

Zuletzt sei noch erwähnt, dass die Verpflegung durch die Helfer des Erlanger Kyudo-Vereins (wie immer) hervorragend war und sicher kein Teilnehmer hungrig nach Hause fahren musste. Vielen Dank auch dafür!

Bericht: Stephan Weller
Bilder: Stefan Brendel

Miteinander…..

Nach längerer Pause hat am 29.-30. September erfreulicherweise wieder einmal ein „Kyudo-Bundeslehrgang Frauen“ stattgefunden. Dafür konnten zwei hochkarätige Lehrerinnen gewonnen werden, Connie Brandl-Hoff (Heki) vom Hamburger Alster-Dojo und Lilo Reinhardt (Shomen) von der Abteilung Kyudo im TSV München-Ost.

Connie, 5. DAN Renshi, B-Trainerin, außerdem Vize-Präsidentin und Ausbildungsverantwortliche des DKyuB und Lilo, 6. DAN Renshi, B-Trainerin und Landestrainerin Bayern haben eine schier unermessliche Erfahrung in Kyudo und Kyudo-Ausbildung, sodass die Aufzählung alles dessen, was die beiden geleistet haben, den Rahmen dieses Berichts sprengen würde.

Am Samstag trafen sich 25 Frauen aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands. Manche waren zum Teil bereits schon auf einem der sechs früheren Frauenseminare, andere kamen aus Neugier oder hatten Fragen, die ihnen bisher niemand beantworten konnte. Die Gruppe war bunt gemischt vom 6. Kyu bis zum 4. DAN, was für den Ablauf eines Seminars durchaus eine Herausforderung sein kann. Unsere Lehrerinnen haben die Gruppen jedoch nur einmal getrennt, als es um Tasukisabaki ging, ansonsten waren wir immer zusammen und nicht nur die „Kleinen“ konnten von den „Großen“ lernen, sondern auch umgekehrt. Die Atmosphäre des Seminars war von Gemeinsamkeit, gegenseitigem Respekt, aber auch viel Vergnügen geprägt.

Die Themen waren „Ökonomische Kraftverteilung beim Schießen“, „Schießen im Kniestand“, „Tasukisabaki“, „Ästhetik und Schönheit im Kyudo“, „Schießen mit Kiai“ und „Kleidung“, daneben konnten die Teilnehmerinnen im Vorfeld weitere ihnen wichtige Themen benennen.

In einer ersten Gesprächsrunde wurde ausführlich über die Muneate gesprochen, aber auch über diverse Obi-Knoten, Sicherheitsaspekte (Schmuck, lange Haare) und kalte Füße in Tabi. Dank der Anwesenheit von drei Japanerinnen konnten wir auch einen Blick unter den japanischen Kimono wagen und erfuhren allerlei Interessantes, was in Japan an Kleidung verfügbar ist, um sowohl die Kälte als auch die Hitze zu ertragen und stets trotzdem in einwandfreiem Kimono zu erscheinen, im Gegensatz zu uns Deutschen, die schon auch einmal sichtbar frieren oder schwitzen.

Mit dem Schießen im Taihai und dem freien Schießen mit persönlicher Korrektur kam schließlich auch die technische Seite nicht zu kurz. Am Abend konnten wir noch einen Vortrag über die historische Entwicklung von Frauen im Kyudo von Connie hören. So lernten wir, eingebettet in die historische Rolle der Frau in Japan, Charaktere wie Gozen Tomoe kennen und erfuhren dass in 1925 die ersten Schülerinnen mit Kyudo begannen, was wenig überraschend mit Argwohn betrachtet wurde. Wie so oft im (Frauen-)leben haben diese Pionierinnen den Weg geebnet, von starker Ablehnung und Argwohn, über Unterstützung und Förderung einiger weniger Lehrer und schließlich bis zum alltäglichen (meist) nicht mehr erschreckenden Anblick. So konnten wir auch einiges über bekannte japanische Lehrerinnen und deren teilweise schwierigen Stand in der Kyudo-Welt erfahren. An dieser Stelle sei stellvertretend Urakami-Sensei erwähnt, die in hohem Alter dieses Jahr verstorben ist.

Der Seminar-Sonntag begann mit Gebrüll und unfertig angezogenen Kyudoka. Letzteres, um sich gegenseitig die Obi-Knoten zu zeigen und neue von einer japanischen Kyudoka erklärt zu bekommen.

Dann gab es in Vorbereitung auf das Schießen mit Kiai lautstarke Übungen. In vielen Dojos wird (hörbarer) Kiai nicht praktiziert und wo er praktiziert wird, sind es oft gerade die Frauen, die damit ein Problem haben. Nun wurden wir also aufgefordert laut brüllend aufeinander zuzugehen, was nach einer Schrecksekunde allen richtig Spaß machte. Dementsprechend lief das Schießen mit Kiai anschießend sehr erfolgreich und einige haben nun selbst durch ihren lauten Kiai erfahren können, wie weit einen der so besser gespürte Körperzusammenschluss bringen kann.

Abgeschlossen wurde unser Seminar mit einem Vortrag von Lilo über die Schönheit im Kyudo. Hierbei ging es nicht nur um die Pflege des Materials und der Kleidung, sondern auch um die Schönheit im Gesamtkonzept Kyudo. Dabei hat sie uns Mut gemacht, uns selbst zu akzeptieren wie wir sind, um so zu einem anderen Selbstverständnis und daraus folgend zu einem kraftvolleren und selbstbewussteren Schießstil zu finden.

Ich kann hier nicht für alle Teilnehmerinnen sprechen, aber ich habe um mich herum nur positives über dieses Seminar hören können. Dieser Meinung schließe ich mich unbedingt an und hoffe für mich und alle, dass der „Kyudo-Bundeslehrgang Frauen“ wieder ein regelmäßiges Angebot werden wird. Vielen Dank noch einmal an Connie und Lilo, die wir dabei natürlich wieder als Lehrerinnen erhoffen.

Susanne Huber (Abt. Kyudo, TSV München-Ost)

Bilder: Connie Brandl-Hoff

Sommerseminar Rottweil 2018 – und was nachwirkt

Bisher fand ich noch keine Zeit, dem Wunsch nachzukommen, als Teilnehmer etwas zu meinen Eindrücken vom Sommerseminar in Rottweil mit Herrn Matsuo-sensei, Sven Zimmermann und Manfred Speidel zusammenzufassen. Mit vier Wochen Abstand kann ich nun – und das ist auch ein grundlegender Gedanke – darüber nachdenken, was ist „hängen geblieben“?

Einmal sicher der Eindruck eines sehr gut organisierten Seminars (Informationen, Tagesplanung, Dojoübernachtung und Versorgung), wodurch ich mich als Teilnehmer ganz auf mein Kyudo konzentrieren konnte. Dafür nochmal einen herzlichen Dank an Bernhard Weller und seine MitstreiterInnen des Rottweiler Dojos.

Dann – was ist bei mir als Kyudoka „hängen geblieben“?

Zuerst einmal das intensive Üben in einer konzentrierten und gesammelten Atmosphäre, die durch den Sensei und Sven Zimmermann erzeugt werden konnte. Ihre Korrekturen orientierten sich über den Seminarverlauf an einem für jede(n) Kyudoka – nach individuellen Vorschießen – festgelegten, klar umgrenzten Schwerpunkt und blieben auch über den gesamten Seminarverlauf im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit (das Bild vermittelt einen Eindruck des konzentrieren Arbeitens). Die Sorgfalt (Manfred Speidel wählte diesen Begriff in seiner Übersetzung einer Lehreinheit von Matsou-sensei und von diesem als die „gewissenhafte und sehr genaue Ausführung einer Aufgabe“ verstanden) war immer wieder in den Korrekturen der Übungsleiter selbst präsent: Nichts Nebensächliches oder Unnötiges wurde angemerkt, sondern die besprochene Aufgabe immer wieder fokussiert und so die Motivation für jede(n) Schützin/Schützen geschaffen, „dran zu bleiben“ und sich immer weiter anzustrengen das beabsichtigte Ziel zu erreichen. Dieses Bemühen um „Sorgfalt“ und gemeinsamer „Resonanz“ (Rosa, 2018) wirkt auch heute noch bei mir nach und beeinflusst mein Schiessen im heimatlichen Dojo.

Ein Inhalt der theoretischen Lehreinheit von Matsuo-sensei wirkt ebenso dauerhaft nach: Das Potenzial, das in der Arbeit mit „Vorstellungsbildern“ – von Manfred Speidel als „Imagetraining“ übersetzt – liegt. Sowohl technische Inhalte des eigenen Schießens bzw. des individuellen Bewegungsablaufes, als auch die seelische Verfassung während der gesamten Hassetsuabfolge können so in einem hoch individuellen „Vorstellungsbild“ integriert und dadurch verankert werden. Und somit ein Üben und Weiterentwickeln der eigenen Kyudofertigkeiten durch bewusste kognitive Simulation des gesamten Bewegungsablaufes – ohne dessen praktische Ausführung – möglich machen (vgl. hierzu auch Eberspächer, 2004).

Abschließend noch ein drittes „Nachwirken“: Ich habe es als wertvoll und bereichernd empfunden, gemeinsam mit einem Übungsleiter meines Heimatdojos am Seminar teilzunehmen – somit kann ich die Umsetzung der von Matsou-sensei und Sven Zimmermann gegebenen Korrekturen immer wieder im Kyodoalltag hinterfragen und möchte alle Kyudoka nur anregen, Seminare gemeinsam zu erleben, Erfahrungen zu teilen und diese somit im gegenseitigen Austausch möglichst lange nachwirken zu lassen.

Andreas Frenzel (Kyudo Erlangen e.V.)

Literatur:

Eberspächer H. Mentales Training: Das Handbuch für Trainer und Sportler. München 2012: Copress

Rosa H, Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin 2018: Suhrkamp